Für viele Hunde sind körperliche Manipulationen mit Stress verbunden und sehr belastend. Einige geraten sogar in Panik. Gründe gibt es viele unterschiedliche. Andere Hunde haben mit den Manipulationen an sich weniger Mühe, sie können jedoch keine Sekunde stillhalten, was nur schon die Fellpflege oder das Ziehen einer Zecke unmöglich macht.

Noch schwieriger wird es dann meistens, wenn die körperliche Manipulation nicht durch den eigenen Besitzer, sondern durch eine fremde Person durchgeführt werden muss: Stichwort Tierarztbesuch, Termin beim Hundefriseur, Physiotherapie usw.

… hier kommt das Medical Training ins Spiel!

Unter dem Begriff Medical Training versteht man eine besondere Art des Tiertrainings, nämlich das Trainieren von Pflegemassnahmen sowie medizinischen Untersuchungen und Behandlungen.

 

Woher kommt das Medical Training?

Medical Training kommt ursprünglich aus dem modernen Zoo-Alltag. Man wollte Wege finden, auch Wildtieren Blut zu nehmen oder in den Fang zu schauen, ohne sie dabei jedes Mal sedieren zu müssen. Denn es ist eines, einen “netten Hund” gegen seinen Willen zu fixieren und ihm Blut abzunehmen – bei Wildtieren würde man niemals so unzimperlich vorgehen, wie dies leider mit Hunden auch heute noch oft gemacht wird.

Man begann also, diese Tiere mit modernem Tiertraining auf diese Untersuchungen vorzubereiten. Dabei setzte man auf Freiwilligkeit (Kooperationssignal). Denn ohne Freiwilligkeit kam man da einfach nicht weit. Medical Training ist eigentlich nichts anderes, als den Tieren gewisse “Tricks” beizubringen. Das Training über die positive Verstärkung funktioniert bei allen Säugetieren phänomenal. Kleinschrittiges, strukturiertes, belohnungsbasiertes Training ist hier von besonders grosser Bedeutung. Schliesslich möchte man z.B. einen Bären möglichst nicht erschrecken, verängstigen oder frustrieren!

 

“Aber es geht doch auch ohne”

Leider ist die Meinung “da muss er durch” noch viel zu verbreitet. Hunde sind oft viel zu nett mit uns Menschen und lassen so viel über sich ergehen. Einige vielleicht ihr Leben lang, da sie sich nicht trauen sich zu verteidigen. Andere kommen viel schneller auf die Idee sich zu wehren. Hier kommen die klassischen 4F ins Spiel.

Wir finden es ist vor allem ethisch nicht vertretbar, unseren besten Freund solchen Strapazen auszusetzen – wenn es doch auch anders geht!

 

Kleine Warnung

Gerade wenn man sehr viel Medical Training trainiert hat, ist es absolut zu empfehlen eine Tierarztpraxis zu wählen, die dem Thema Medical Training und dem möglichst stressfreien Handling sehr aufgeschlossen ist. Ansonsten kann das allenfalls sogar sehr mühselig aufgebaute Vertrauen innert Sekunden zerstört sein – und man beginnt wieder von vorne, oder sogar noch weiter unten, quasi “im Keller” mit dem Vertrauensaufbau.

 

Was beinhaltet Medical Training beim Hund?

Die Liste von “Medical-Training-Tricks” ist fast endlos lang:

Fellpflege, Krallen kürzen, Zecken ziehen, Zeckenmittel auftragen, Zähne untersuchen oder putzen, Augentropfen geben, Haare um die Augenpartie kürzen, Schären, Fieber messen, Ohren behandeln, Verband anlegen, Wunde behandeln, Blut nehmen, Fäden ziehen … usw.

… man kann soweit gehen, dass die Hunde selbst Schmerzen freiwillig über sich ergehen lassen, weil sie gelernt haben, dass sie jederzeit aussteigen können. Und weil sie diese Schmerzen kleinschrittig kennengelernt haben – immer unter dem Aspekt, dass es sich lohnt da mitzumachen.

Durch die Freiwilligkeit wird eine Untersuchung fast schon ein “harmonischer Akt” zwischen Mensch und Hund. Wenn ein Hund z.B. bei einer Blutentnahme entspannt mitmacht, weil er “das Spiel” kennt und mag, werden seine Blutwerte nicht durch eine unnötige Stressbelastung verfälscht. Medical Training lohnt sich also gleich doppelt.

Hier und da kann auch auf eine Narkose verzichtet werden, wenn der Hund dank dem Medical Training gut mitmacht, gewisse Prozedere kennt und vielleicht sogar ganz freudig dabei ist. Das wäre zumindest das Ziel!

Aber nicht nur Tierarzt-Situationen, auch pflegerische Massnahmen Zuhause oder ein Besuch im Hundesalon können durch Medical Training trainiert und optimiert werden.

 

Medical Training bei amicanis

unter Events ausgeschrieben.